Heute erfolgt mal ein Beitrag aus aktuellem Anlass.
Mittlerweile sollte vermutlich jeder von dem Amoklauf in Winnenden nahe Stuttgart mitbekommen haben, weshalb ich auf die Einzelheiten des Massakers nicht näher eingehen werde - das Netz ist bereits voll von Informationen hierzu.
Was ich hervorheben will, ist die miserable Presse-Berichterstattung zu solchen Extremtaten, die noch immer nichts dazugelernt hat.
Schon während ich die laufenden Ermittlungen und Beiträge im Fernsehen verfolgt habe, habe ich nur darauf gewartet, wann wieder die allseits geächteten "Killerspiele" als Ursache an den Haaren herbeigeschleift werden würden. Und ihr könnt euch sicher sein: Allzu lange hatte es nicht gedauert.
Warum das?
Warum werden nach wie vor die ach so bösen Spiele beschuldigt, Menschen zu rücksichtslosen Killern zu wandeln? Menschen, die anhand von Spielen angeblich den Umgang mit Waffen trainieren? Menschen, deren Wahrnehmung zwischen Spiel und Realität nicht mehr unterscheidet?
Mal im Ernst: Kein geistig normaler Mensch würde Selbstjustiz durch Waffengewalt üben. Ich würde sogar soweit gehen, zu behaupten: Selbst wenn einem Jugendlichen Zugang gewährt würde zu gewaltverherrlichenden Videospielen, gewaltverherrlichenden Filmen und zu Schusswaffen selbst - würde er dann automatisch auch im realen Leben zum Mörder mutieren? Ich denke nicht.
Heute Mittag der etwaige Wortlaut im Radiobericht: "Auf den durchsuchten Rechnern des Jugendlichen wurden Killerspiele entdeckt." Oha! Aber - was genau sagt das über den Menschen und dessen Charakter aus?
ABSOLUT NICHTS!Würde eine ehrliche Umfrage unter männlichen Zielpersonen zwischen 15 und 20 Jahren stattfinden mit der Frage: "Besitzen Sie mindestens einen Ego-Shooter?" und würden die Zielpersonen wie eben genannt
ehrlich antworten, so bin ich sicher, dass mindestens 75% der Befragten mit "Ja" antworten würden. Denn sind wir doch mal ehrlich: Was sind die 3 meistverkauftesten Genres im PC-Spiele-Bereich? Strategie wie "Sims" oder "Die Siedler", Rollenspiele wie "World of Warcraft" und eben die Bösen bösen Ego-Shooter. Um daher einen empörten Radioanrufer von heute morgen zu zitieren: "Wenns danach ginge, müssten täglich Millionen Menschen Amok laufen." Sehe ich genauso.
Als kleine Anekdote an die typische Presseberichterstattung über eben jene Spiele,
hier ein satirischer Youtube-Beitrag.
Ein weiterer Punkt, der mich aufregt, ist die Respektlosigkeit der Medien:
Kennt jemand die Todesuhr? Dieses Tool, das man sich aufs Handy laden kann und das einem angeblich bei Eingabe des Geburtsdatums den Tag des Todes liefert? Eine makabre Spassanwendung, die noch gestern Mittag immer wieder zwischen den Klingeltönen in der Werbung der Musiksender wie MTV oder VIVA lief.
Leute, muss das sein?!Immerhin hatten beide Sender (wohl auch auf Grund dieser Werbung) ihr Programm geändert und spielten daher von 16:00-06:00 Uhr durchgehend und werbefrei nur ruhige Songs. Keine härteren Sachen wie Rammstein oder so, denn auch das wäre aus aktuellem Anlass respektlos gewesen. Daumen hoch für diese Einstellung.
Zu guter letzt die bösen Schützenvereine:
Der Vater des Jungen habe legal 16 Waffen besessen. Für einen Sammler, der mit seinem Hobby gewissenhaft umzugehen weiß, sehe ich darin kein Problem.
Wenn es danach ginge, müssten die Biathlon-Übertragungen, die gestern sogar noch stattfanden, allesamt verboten werden: Sind doch auch diese Sportler ausgebildete Schützen und somit potentielle Killer.
Ihr merkt schon, Presse-Berichterstattungen und deren oftmals fragwürdigen Begründungen für ihre Sachverhalte sind ein Fall für sich. Alte, ausgelutschte Motive wie Videospiele werden herangezogen und als Hauptgrund angeprangert.
Die wahren Motive aber - die Gesellschaft, die einzelne Idividuen ausgrenzt; Mitschüler, die Andere konsequent mobben; Probleme im Elternhaus; sprich: Das soziale Umfeld - bleiben im Dunkel verborgen.
Würde endlich mal an diesen Punkten angesetzt werden, wären Lösungsansätze geboren, die eventuell sogar Erfolg versprechen könnten.